Die Irisdiagnose – Artikel erschienen in REPORT NATURHEILKUNDE (April 2006) für Fachpublikum

„Schau mir in die Augen,  Kleines“ – Humphrey Bogarts berühmter Ausspruch in CASABLANCA gehört zwar nicht zur Irisdiagnostik aber zu den berühmtesten Filmzitaten aller Zeiten. Er zeigt, dass die Augen das Fenster unserer Seele sind – wie Hildegard von Bingen sie nennt – und unser Innerstes offenbaren können!

Die Augen-, bzw. Irisdiagnostik geht von einem anderen Ansatz aus als die Augenheilkunde: sie sieht in den Augen von Menschen Hinweise auf den Zustand des Betreffenden, wobei das Auge nicht in das Krankheitsgeschehen einbezogen ist. Emil SCHLEGEL nennt die Augendiagnose deshalb eine „Beurteilung des körperlichen Zustandes des Menschen nach dem Befund des äußeren Anblicks der Iris…. Diese Beurteilung ist teils eine anamnestische, insofern sie Zustände der Vergangenheit betrifft, nämlich erbliche Anlagen, erlittene Verletzungen und erlittene krankhafte Veränderungen des Körpers, teils eine diagnostische, indem sie gegenwärtig bedeutsame Zustände beachtet, teils eine prognostische, indem sie das wahrscheinliche Verhalten des Organismus gegenüber künftigen Krankheiten abschätzt“.
Die Irisdiagnose ist eine Lehre, die davon ausgeht, dass sich in der Regenbogenhaut sämtliche Organe in bestimmten Sektoren widerspiegeln und dass somit auch Krankheiten dieser Organe allein durch die genaue Betrachtung der Iris diagnostiziert werden können.

Dies geschieht anhand zwei diagnostischer Hauptaspekte: Erstens die Konstitution, d.h. die Veranlagung zu bestimmten Organschwächen bzw. –stärken, welche ein Leben lang identisch bleibt und zweitens die Beobachtung vergangener und akuter Krankheitsgeschehen, welche sich ein Leben lang verändern.

Die Spur durch die Jahrtausende
Die Beobachtung der Augen und ihrer Veränderungen haben auf die Menschen seit langem eine besondere Anziehungskraft. In der alten europäischen Medizin bei Hippokrates und bei Philostratus, der im 3. Jahrhundert vor Christus lebte, finden wir ebenso wie in der chinesischen Medizin Quellen die sagen, man erkenne den Charakter eines Menschen aus den Augen. Im 12. Jahrhundert nach Christus gibt Hildegard von Bingen eine längere Abhandlung über das Auge als Spiegel seelisch-körperlicher Wechselwirkungen heraus. Über 400 Jahre später im Jahr 1670 erschien in Dresden ein Buch von Philippus Meyen aus Coburg, das als erstes Werk der Neuzeit beschreibt welche Organe sich in welchem Bereich der Iris widerspiegeln: der Kopf im oberen Teil der Iris, der Magen ringförmig um die Pupille in der Mitte der Iris, die Leber rechts und das Herz und die Milz links. Diese Einteilung trifft im Großen und Ganzen auch heute noch zu, wurde allerdings weiter ergänzt und verfeinert. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war die Beobachtung der Augen Teil einer Ganzheitsschau, die auch die Antlitz-, Harn-, Hand- und Nageldiagnose mit einbezog, und die offiziell von den Ärzten zur Diagnosefindung herangezogen wurde. Als sich immer mehr die Spezialisierung auf einzelne Fachbereiche durchsetzte wurde dieser ganzheitliche Ansatz verlassen. Auch in der Irisdiagnose kam es sozusagen zu einer Spezialisierung- wobei jedoch das Verständnis um das Zusammenwirken der verschiedenen Organsysteme bewahrt blieb. Als Begründer der „neuzeitlichen“ Irisdiagnose, die bis heute nachwirkt, gilt der ungarische Arzt Ignaz von Péczely, der 1880 in deutscher Sprache seine „Entdeckungen auf dem Gebiet der Naturheilkunde, Anleitung zum Studium der Diagnose aus dem Auge“ veröffentlichte.
Welchen Einfluss dieses Werk und die sich weiter entwickelnde Irisdiagnose auf die nachfolgenden Generationen der Naturheilkunde hatte, wird vielleicht am besten daran deutlich, dass mehrere heute noch produzierende naturheilkundliche Pharmafirmen ihren Ursprung in der Irisdiagnose haben. Dazu zählen so bekannte Firmen wie Pascoe, Truw und Madaus. So schickte beispielsweise der Irisdiagnostiker und Pastor Felke seine Patienten mit einem individuellen Rezept, dessen Zusammensetzung er aus den Besonderheiten des Irisbefundes des jeweiligen Patienten ableitete zu dem Apotheker Pascoe. Dieser erkannte in dem für die damalige Zeit von Felke ausgeübten neuen Verfahren -verschiedene sich ergänzende homöopathische Einzelmittel zu einem sogenannten homöopathischen Komplexmittel zu vereinen- einen neuen Weg wirksame und gut verträgliche Medikamente herzustellen. Die positiven Erfahrungen die mit diesen Medikamenten gemacht wurden veranlassten den Apotheker Pascoe ein erfolgreiches homöopathisch-pharmazeutisches Unternehmen zu gründen. Ähnlichen Einfluss hatten Irisdiagnostiker bei der Gründung weiterer naturheilkundiger Firmen. Die Tatsache, dass die Irisdiagnose zur Entstehung erfolgreicher Medikamente beigetragen hat, die bis heute zur Anwendung kommen, ist quasi ein indirekter Wirksamkeitsnachweis der Irisdiagnose.