Bereits im vergangenen Jahr waren in Schweden, Finnland und Island mehrere Fälle einer Narkolepsie bei Kindern und Jugendlichen nach einer H1N1-Impfung mit der Vaccine Pandemrix® bekannt geworden [1]. Nach Schätzungen der finnischen Gesundheitsbehörde THL erhöhe sich das Risiko einer Narkolepsie bei Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 19 Jahren durch eine Impfung mit dem vom Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) vertriebenen Impfstoff auf das 9-fache [2].
In Deutschland informierte vor kurzem das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über 8 registrierte Verdachtsfälle in zeitlichem Zusammenhang mit einer Pandemrix®-Impfung seit Oktober letzten Jahres bis Ende Januar diesen Jahres. Davon wurde ein Fall inzwischen revidiert, da nachfolgende Untersuchungen die Verdachtsdiagnose Narkolepsie nicht stützen konnten. In einem weiteren Fall wurde bekannt, dass erste Anzeichen einer Narkolepsie bereits vor der Impfung mit Pandemrix® vorhanden waren. Das Alter der insgesamt betroffenen Patienten lag zum Zeitpunkt der Meldung zwischen 9 und 26 Jahren. Erste Symptome einer Narkolepsie traten im Mittel etwa 2 Monate nach erfolgter Impfung auf [3].
Der Narkolepsie liegt eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus zugrunde, die sich vor allem in Symptomen wie Tagesschläfrigkeit, Kataplexie (plötzlicher beidseitiger Tonusverlust der Muskulatur), Schlaflähmungen und Halluzinationen, insbesondere beim Einschlafen und Aufwachen, äußert. Die Ursachen der chronischen Krankheit sind noch weitgehend ungeklärt. Diskutiert werden genetische ebenso wie autoimmunologische Prozesse [4].
Den genetischen Einfluss unterstreicht die World Health Organization (WHO) in einer aktuellen Stellungnahme: Ein spezieller HLA-Genotyp DQB1*0602 stehe danach in einem engen Zusammenhang mit einer Narkolepsie-Erkrankung. Alle bisher getesteten 22 Narkolepsie-Fälle nach Impfung mit Pandemrix® wiesen diesen Genotyp auf [5].
In der letzten Grippesaison 2009/2010 wurde Pandemrix® weltweit in 38 Ländern eingesetzt. Eine Zunahme der Narkolepsie-Fälle unter Pandemrix® wurde nur in Finnland, Schweden und Island beobachtet. Andere Impfstoffpräparate gegen Schweinegrippe oder saisonale Influenza bei Kindern seien nach aktuellem Kenntnisstand nicht betroffen [2].
Änderungen der Empfehlungen zur Influenza-Impfung von Kindern und Jugendlichen sind bislang nicht vorgesehen.
Anhand einer vom European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) geförderten multinationalen Studie, an der neben Deutschland auch die Niederlande, Spanien, Italien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Großbritannien, Frankreich und Island teilnehmen, soll nun der Zusammenhang zwischen Narkolepsie und einer vorangegangenen Pandemrix®-Impfung systematisch untersucht werden.
Quellen:
[1] Pressemitteilung der THL, Finnland vom 01. Februar 2011
[2] Stellungnahme der WHO zum erhöhten Narkolepsie-Risiko unter Pandemrix® vom 01. Februar 2011
[3] Pressemitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts vom 01. Februar 2011
[4] Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zur Narkolepsie
[5] Stellungnahme der WHO zum erhöhten Narkolepsie-Risiko unter Pandemrix® vom 08. Februar 2011