Der Kontakt mit der Schulmedizin

„Es gibt leider immer noch so genannte Wissenschaftler, die sich nicht überzeugen lassen wollen; diesen ist nicht zu helfen. Aber den wirklichen Wissenschaftlern, die den offenen Blick behalten haben auch für solche Probleme, zu denen es zunächst noch keinen Zugang zu geben scheint, möge dieses Buch zeigen, dass an der Irisdiagnostik „etwas daran ist“, sehr viel mehr sogar, als wir selbst zunächst glaubten.“ Dieses Zitat stammt von Doz. Dr. E. Volhard dem damaligen Leiter der I. medizinischen Klinik der städtischen Krankenanstalten Karlsruhe aus dem Vorwort zu einem 1954 auf seine Veranlassung hin entstandenem Buch. Dieses Buch  ist  einzigartig in der Geschichte der Irisdiagnostik. Angeregt durch die positiven Erfahrungen, die Dr. Volhard mit Josef Deck – einem Irisdiagnostiker und Naturheilkundigen – gemacht hat, beauftragte er seinen Oberarzt Dr. Vida damit, in Zusammenarbeit mit Herrn Deck dem Phänomen der Irisdiagnose auf den Grund zu gehen. Die Ergebnisse wurden in einem Buch mit dem Titel „Klinische Prüfung der Organ- und Krankheitszeichen in der Iris“ zusammengefasst, das den seltenen Versuch unternahm ohne große Vorurteile die Ergebnisse der Irisdiagnose mit Röntgenbefunden und pathologischen Befunden zu vergleichen. Dabei konnten sie eine Übereinstimmung – je nach betroffenem Organ – von 40-80% zwischen irisdiagnostischem Befund und klinischem Befund zeigen.

Dies ist auf jeden Fall beachtenswert, wenn man bedenkt, dass es auch in der Schulmedizin Untersuchungen gibt, die nur eine 50%ige oder noch geringere Trefferquote bieten und abhängig sind von der Qualität des Untersuchers. Schade ist, dass dieser positive Ansatz von Volhard, Vida und Deck nicht aufgegriffen und weiterverfolgt wurde um mit der Irisdiagnose ein nebenwirkungsfreies unkompliziertes Untersuchungsverfahren in die Medizin einzuführen. Stattdessen meldeten sich die „so genannten Wissenschaftler“ zu Wort, denen „nicht zu helfen“ ist – wie Volhard es ausdrückte-  und übten Kritik ohne sich die selbst die Mühe zu machen einmal vorurteilsfrei die Möglichkeiten der Irisdiagnose zu erforschen. Es gab weitere „Prüfungen“ der Irisdiagnostik, die aber der Irisdiagnose nicht gerecht werden konnten. Die Irisdiagnose will in erster Linie nicht nur den aktuellen Zustand des Patienten erfassen, sondern sie ist vor allem dazu geeignet ist, seine genetischen Veranlagungen – also sozusagen seine Schwachstellen- aufzuspüren, aus denen sich im Laufe des Lebens Krankheiten entwickeln können. Darin liegt eine große Chance, die gleichzeitig das Besondere der Irisdiagnose widerspiegelt: „Schwächen“ und Fehlfunktionen des Körpers werden sichtbar, und können gezielt unterstützt oder behandelt werden um der Entstehung von Krankheiten vorzubeugen. Das macht die Irisdiagnose zu einem idealen Werkzeug für eine gezielte individuelle Gesundheitsvorsorge. Vorraussetzung dazu ist die Mitarbeit des Patienten – denn die Naturheilkunde versteht sich in erster Linie als Hilfe zur Selbsthilfe.

„Das Wissen um die Geheimnisse des menschlichen Lebens unterliegt einer ständigen Entwicklung. Die Natur offenbart sich in Rhythmen dem stillen Gelehrten. Demutsvoll horchend  lauscht der Forscher den Offenbarungen des Lebendigen. Der gelehrig frommen Ehrfurcht öffnen sich Fenster, die einen Blick auftun in die wunderbare Harmonie der Schöpfung.“  (Josef Angerer, Handbuch der Augendiagnostik)

Warum funktioniert die Irisdiagnose?

Die Frage  wieso sich das Innere des Menschen im Auge widerspiegelt blieb lange Zeit ungeklärt. Erst Dr. med. Walter Lang beantwortete diese Frage in einem ebenfalls 1954 erschienenem Buch. Dort führt er aus, dass die Iris sich bei der Entwicklung des Embryos im Mutterleib als eine Ausstülpung des Zwischenhirns bildet. Als Zwischenhirn wird ein Bereich im Gehirn bezeichnet, der zwischen Großhirn und Rückenmark liegt. Dort liegen Zentren des vegetativen Nervensystems die für die Steuerung und Funktion der Organe zuständig sind und die auch Nervenimpulse als Antworten von den inneren Organen erhalten. Vom Zwischenhirn aus bestehen Nervenbahnen zur Iris als einzigem von außen sichtbarem Teil des Gehirns. Über diese Nervenbahnen werden Impulse zur Iris weitergeleitet und „zeichnen“ sozusagen die Iris. Auf diese Weise hinterlassen die Steuerung der Organe durch das vegetative Nervensystem sowie die Auswirkung von störenden Einflüssen auf die inneren Organe ihre Spuren in der Iris ihre Spuren und werden für den aufmerksamen Beobachter sichtbar.
Der zweite wesentliche Vorteil der Irisdiagnose ist die Möglichkeit das Bindegewebe direkt zu betrachten, was mit keinem anderen Verfahren so gut möglich ist, wie mit der Irisdiagnose. Die Iris wird im Mutterleib während der embryonalen Entwicklung aus dem gleichen Ausgangsgewebe aufgebaut, wie das Bindegewebe, das an allen anderen Stellen des Körpers von Haut und Schleimhaut bedeckt ist und einer direkten Beobachtung nicht zugänglich ist. Aus den Stammzellen des Bindegewebes entwickeln sich verschiedene Gewebe: Sehnen, Knorpel, Knochen, Fettgewebe, sowie freie Bindegewebszellen, die aus dem Blut ins das umliegende Gewebe einwandern können und als Bestandteil des Immunsystems Krankheitserreger, kranke Zellen und Zellreste zur Ausscheidung führen können. Darüber hinaus bildet das Bindegewebe die Zwischenzellsubstanz, das so genannte Mesenchym, das oft auch als Matrix oder Grundsystem bezeichnet wird. Diese Matrix kann man sich wie ein feingewebtes Netz vorstellen, das die Zellen und Organe umkleidet, und durch das die einzelne Zelle mit den Blutbahnen, Lymphgefäßen und den Nervenfasern in Kontakt steht. Über diese bindegewebige Matrix erfolgt die Versorgung der Zelle mit Nährstoffen, Hormonen und Nerveninformationen, sowie die Entgiftung der Zelle von Abfallprodukten des Stoffwechsels. Wird dieses Bindegewebe durch Stoffwechselschlacken, Säuren, Schwermetalle, Medikamentenrückstände oder Konservierungsmittel überlastet, dann ist die Zellversorgung und -entsorgung gestört. Das kann zu Allergien, Entzündungen, Knotenbildungen und  „Verschleißerkrankungen“ führen.  Den Zustand  des Bindegewebes und indirekt auch den Grad der Verschlackung kann man an der Iris beobachten, da die Iris der einzige Ort im Körper ist an dem das Bindgewebe offen zutage tritt ohne die sonst überall vorhandene schützende Hautschicht.  Daraus können wertvolle Informationen gewonnen werden, noch bevor körperliche Krankheitssymptome auftreten. Dies bietet ideale Vorraussetzungen für eine gute Vorbeugung, die nicht nur allgemeingültige Ratschläge umfasst, sondern eine individuelle Behandlung ermöglicht. Oder anders gesagt: Wer gelernt hat in der Iris zu lesen, der erkennt den Weg des Menschen der ihn in die Krankheit führen kann und auch wieder aus der Krankheit heraus.

Die Iris-Konstitutionen: Jeder Mensch reagiert auf seine Weise

In das Wissen der altbewährten Naturheilkunde gehört auch das Wissen um die unterschiedlichen Konstitutionen der Menschen. Darunter versteht man die verschiedenartige Reaktionsweise der Menschen und ihrer Organe auf die gleichen äußeren und inneren Einflüsse, sowie ihre Neigung zu bestimmten –erblich bedingten- Fehlreaktionen. Bei der Irisdiagnose unterscheidet man dabei im Wesentlichen zwischen blau- und braunäugigen Menschen, wobei die grüne und die graue Augenfarbe als Untergruppen der blauen Augenfarbe angesehen werden. Interessant ist es, dass Menschen mit braunen Augen bei genauerem Hinsehen – meist nur mit Hilfe einer Vergrößerung – eine blaue Augenfarbe durchschimmern lassen. Man spricht dann von einer Mischkonstitution. Da jeder Mensch ein Individuum ist und jedes Auge einmalig ist, sind auch die Iriskonstitutionen nur Hinweise und lassen sich nicht von vornherein verallgemeinern. So sind auch die folgenden Konstitutionsmerkmale nur als Hinweise zu sehen. Welche Rolle sie im Einzelfall spielen bleibt dem Therapeuten-Patient-Gespräch vorbehalten. Trotzdem sollen jetzt zum besseren Verständnis der Konstitutionen einige Merkmale aufgeführt werden.

Das blaue Auge wird grundsätzlich als „lymphatisch“ bezeichnet, was besagt, dass das Lymphsystem und die lymphatischen Organe (Mandeln, Blinddarm, Milz, Lymphknoten, Lymphgefäße u.a.) zu Fehlregulationen neigen: Entzündungen, Allergien, Gelenkprobleme, Verschlackungen aufgrund mangelnder Entgiftungsleistung des Lymphsystems  können die Folgen sein. Darüber hinaus ist die Abwehr-reaktion des Organismus oft überschießend, es entsteht leicht hohes Fieber, mit starker Schleimsekretion oder der Körper reagiert überschießend in Form einer allergischen Reaktion was sich als Heuschnupfen, Nahrungsmittel-allergie, Migräne oder in anderen Symptomen äußern kann. Sind die einwirkenden Störfaktoren nur sehr schwach aber längere Zeit  auf den Körper einwirkend, reagieren die Organe irritiert, ihre normale Funktion und ihr normaler Rhythmus gerät aus der Harmonie, vegetative Störungen, krampfartige stechende Schmerzen, Herzstolpern, Ohrgeräusche, Schwindel, eine Schmerzüberempfindlichkeit oder vermehrtes Schwitzen können die Folge sein. Wenn dem Körper die Möglichkeit dazu gelassen wird und wenn er die nötige Kraft hat, kann er sich rasch von akuten Krankheiten erholen. Oftmals wird dieses natürliche Geschehen jedoch von Antibiotika und Antiallergika unterbrochen. Dies kann aus naturheilkundiger Sicht zur Entstehung chronischer Krankheiten führen, da im Körper der Weg zur Selbstheilung unterbrochen wird. Deshalb sollten wenn möglich Entzündungen und Allergien auf natürliche Weise geheilt werden. Dazu stehen vielfältige wirksame Naturheilverfahren zur Verfügung: Darmsanierung , Eigenbluttherapien, Pflanzenheilmittel, homöopathische Medikamente und vieles mehr.

Im Gegensatz zum Blauäugigen ist die Abwehrreaktion des Braunäugigen (=hämatogene Konstitution) auf äußere Reize und Krankheitserreger geringer, das heißt er bekommt in der Regel weniger fieberhafte Infekte mit geringer ausgeprägten Beschwerden. Wenn er jedoch einmal erkrankt ist, dann benötigt der braunäugige Mensch meist eine längere Zeit zur Erholung. Bei schwachen länger einwirkenden Störfaktoren reagiert der Körper oft unmerklich mit einer langsam zunehmenden Organ- und Gewebsschwächung bis hin zu  bleibenden Schäden. Im Blut finden sich oftmals Störungen des Mineralhaushaltes (Magnesiummangel, u.a.) und Störungen des Fettstoffwechsels. Es besteht eine Neigung zu Galleabflussstörungen, Leberstoffwechselstörungen und Krämpfen im Magen-Darm-Bereich.

Der Braunäugige reagiert also in der Regel langsamer und träger mit seinem Abwehrsystem auf krankmachende Einflüsse als der Blauäugige, der eher überschießend reagiert. Dadurch können schädigende Einflüsse  vor allem wenn sie schwach und länger auf den Körper einwirken beim Braunäugigen eher zu chronischen und tiefer gehenden Schäden führen als beim Blauäugigen. Oder etwas salopper ausgedrückt: Der Blauäugige leidet zwar öfter an akuten Infekten, Allergien und anderen Beschwerden, trainiert aber dadurch seine Abwehrfunktionen und Reparaturvorgänge, wenn diese nicht unterdrückt werden. Der Braunäugige ist hingegen im Durchschnitt seltener akut krank, wenn er aber mal krank wird dann eher schwerer und mit einer längeren Erholungszeit.
Die Aufgabe für den Heilpraktiker besteht nun darin den Blauäugigen in seinen überschießenden Reaktionen so zu behandeln, dass der Körper mit der Krankheit fertig werden kann ohne durch das akute Geschehen Schaden zu nehmen, den Braunäugigen hingegen in seinem Immunsystem zu unterstützen, damit es in angemessener Weise auf Störfaktoren reagieren und sich anschließend rascher erholen kann. Auf Dauer sollten bei beiden die chronischen Störfaktoren wie Fehlernährung, Schwermetallvergiftungen, Schwermetallallergien, Nahrungsmittelallergien oder Entzündungsherde im Körper konsequent behandelt werden im Rahmen einer gezielten individuellen Gesundheitspflege. Es gibt über die Augenfarbe hinaus viele weiter ins Detail gehende Iriszeichen deren genauere Beschreibung  und Bedeutung dem Therapeutengespräch, Fachbüchern oder Kursen vorbehalten bleiben muss, um unnötige Missverständnisse oder Fehlinterpretationen zu vermeiden. Diese Zeichen die als unregelmäßig verlaufende Linien, Blutgefäße, Farbeinlagerungen, Gewebeauflockerungen oder Löcher im Gewebe die Iris zeichnen können, geben weitere Hinweise auf schwache Organe, nervliche Fehlsteuerungen, Entzündungsherde und weitere Krankheitsbereitschaften des Körpers. Wenn sie beachtet werden, können sich daraus entscheidende Hinweise für eine erfolgreiche Behandlung oder Vorbeugung von Krankheiten ergeben.

Weitere Narkolepsie-Fälle nach Impfung mit Pandemrix® (Feb. 2011)

Bereits im vergangenen Jahr waren in Schweden, Finnland und Island mehrere Fälle einer Narkolepsie bei Kindern und Jugendlichen nach einer H1N1-Impfung mit der Vaccine Pandemrix® bekannt geworden [1]. Nach Schätzungen der finnischen Gesundheitsbehörde THL erhöhe sich das Risiko einer Narkolepsie bei Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 19 Jahren durch eine Impfung mit dem vom Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) vertriebenen Impfstoff auf das 9-fache [2].

In Deutschland informierte vor kurzem das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über 8 registrierte Verdachtsfälle in zeitlichem Zusammenhang mit einer Pandemrix®-Impfung seit Oktober letzten Jahres bis Ende Januar diesen Jahres. Davon wurde ein Fall inzwischen revidiert, da nachfolgende Untersuchungen die Verdachtsdiagnose Narkolepsie nicht stützen konnten. In einem weiteren Fall wurde bekannt, dass erste Anzeichen einer Narkolepsie bereits vor der Impfung mit Pandemrix® vorhanden waren. Das Alter der insgesamt betroffenen Patienten lag zum Zeitpunkt der Meldung zwischen 9 und 26 Jahren. Erste Symptome einer Narkolepsie traten im Mittel etwa 2 Monate nach erfolgter Impfung auf [3].

Der Narkolepsie liegt eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus zugrunde, die sich vor allem in Symptomen wie Tagesschläfrigkeit, Kataplexie (plötzlicher beidseitiger Tonusverlust der Muskulatur), Schlaflähmungen und Halluzinationen, insbesondere beim Einschlafen und Aufwachen, äußert. Die Ursachen der chronischen Krankheit sind noch weitgehend ungeklärt. Diskutiert werden genetische ebenso wie autoimmunologische Prozesse [4].

Den genetischen Einfluss unterstreicht die World Health Organization (WHO) in einer aktuellen Stellungnahme: Ein spezieller HLA-Genotyp DQB1*0602 stehe danach in einem engen Zusammenhang mit einer Narkolepsie-Erkrankung. Alle bisher getesteten 22 Narkolepsie-Fälle nach Impfung mit Pandemrix® wiesen diesen Genotyp auf [5].

In der letzten Grippesaison 2009/2010 wurde Pandemrix® weltweit in 38 Ländern eingesetzt. Eine Zunahme der Narkolepsie-Fälle unter Pandemrix® wurde nur in Finnland, Schweden und Island beobachtet. Andere Impfstoffpräparate gegen Schweinegrippe oder saisonale Influenza bei Kindern seien nach aktuellem Kenntnisstand nicht betroffen [2].

Änderungen der Empfehlungen zur Influenza-Impfung von Kindern und Jugendlichen sind bislang nicht vorgesehen.

Anhand einer vom European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) geförderten multinationalen Studie, an der neben Deutschland auch die Niederlande, Spanien, Italien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Großbritannien, Frankreich und Island teilnehmen, soll nun der Zusammenhang zwischen Narkolepsie und einer vorangegangenen Pandemrix®-Impfung systematisch untersucht werden.
Quellen:
[1] Pressemitteilung der THL, Finnland vom 01. Februar 2011
[2] Stellungnahme der WHO zum erhöhten Narkolepsie-Risiko unter Pandemrix® vom 01. Februar 2011
[3] Pressemitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts vom 01. Februar 2011
[4] Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zur Narkolepsie
[5] Stellungnahme der WHO zum erhöhten Narkolepsie-Risiko unter Pandemrix® vom 08. Februar 2011

Nanomaschinen in den Kraftwerken der Zelle (Juli 10)

Rudolf-Werner Dreier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
02.07.2010 08:57

Architektur des größten Proteinkomplexes in der Atmungskette aufgeklärt:
Wissenschaftler der Universität Freiburg und der Universität Frankfurt haben die Architektur des größten Proteinkomplexes der zellulären Atmungskette aufgeklärt. Sie entdeckten einen bisher unbekannten Mechanismus der Energieumwandlung in diesem molekularen Komplex. Der Mechanismus ist notwendig, damit die Zelle die in der Nahrung gespeicherte Energie nutzen kann.

Nach zehnjähriger Forschungsarbeit ist nun die röntgenkristallographische Strukturanalyse des riesigen und kompliziertesten Proteinkomplexes der mitochondrialen Atmungskette gelungen. Er besteht aus mehr als 40 verschiedenen Proteinen, markiert den Anfangspunkt der Zellatmung und wird deshalb auch als mitochondrialer Komplex I bezeichnet. Die Ergebnisse erscheinen in der aktuellen Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Science“.

Ein detailliertes Verständnis der Funktion von Komplex I ist von besonderem medizinischem Interesse, da Fehlfunktionen mit einer Reihe von neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer, aber auch dem biologischen Altern insgesamt, in Verbindung gebracht werden. Prof. Carola Hunte vom Freiburger Institut für Biochemie und Molekularbiologie und dem Freiburger Exzellenzcluster BIOSS (Centre for Biological Signalling Studies) gelang in Kooperation mit Prof. Ulrich Brandt, Professor für Molekulare Bioenergetik und Mitglied im Exzellenzcluster „Makromolekulare Komplexe“, und Dr. Volker Zickermann aus seiner Arbeitsgruppe ein wichtiger Schritt zu diesem Verständnis.

Der Energiestoffwechsel findet in den sogenannten Kraftwerken der Zelle, den Mitochondrien, statt. Sie überführen die von außen in Form von Nahrung aufgenommene Energie in den zellintern universell einsetzbaren Energieträger Adenosintriphosphat, kurz ATP. Eine Kette von fünf, kompliziert gebauten molekularen Maschinen in der Mitochondrienmembran führt diese Energieumwandlung durch. Die Herstellung von ATP in den Mitochondrien durchläuft deshalb so viele Schritte, weil die zugrunde liegende Umsetzung einer Knallgasreaktion entspricht. Lässt man im Labor Wasserstoffgas und Sauerstoff miteinander reagieren, verpufft die in den Ausgangsstoffen enthaltene Energie explosionsartig in Form von Wärme. Bei der biologischen Oxidation durch die membrangebundenen Proteinkomplexe der Atmungskette wird die Energie dagegen kontrolliert in kleinen Paketen freigesetzt. Wie bei einer Brennstoffzelle wird sie in ein elektrisches Membranpotential umgewandelt, das letztendlich für die Synthese von ATP genutzt werden kann. Zusammengerechnet bilden die Oberflächen der Mitochondrien im menschlichen Körper eine Fläche von 14.000 Quadratmetern. Dort werden täglich etwa 65 Kilogramm ATP produziert.

Das jetzt vorgestellte Strukturmodell gibt wichtige und unerwartete Hinweise auf die Funktionsweise von Komplex I. Eine aus keinem anderen Protein bekannte Form eines molekularen „Transmissionsgestänges“ scheint demnach für den Energietransfer innerhalb des Proteinkomplexes durch mechanische Kopplung im Nanomaßstab verantwortlich zu sein. Übertragen auf die Welt der Technik ließe sich dies als eine Kraftübertragung durch eine Art Kuppelstange beschreiben wie sie etwa die Räder einer Dampflok verbindet. Dieser neue nanomechanische Ansatz soll nun durch ergänzende funktionelle Studien und eine verfeinerte strukturelle Analyse weiter untersucht werden.

Christiane Gieseking-Anz

Veröffentlichung
Science: Functional Modules and Structural Basis of Conformational Coupling in Mitochondrial Complex I
Carola Hunte, Volker Zickermann, Ulrich Brandt
Published online: 1. Juli 2010 Science DOI: 10.1126/science.1191046

Link http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/science.1191046

Kontakt:
Prof. Dr. Carola Hunte
Institut für Biochemie und Molekularbiologie
BIOSS-Professur für Biochemie und Strukturbiologie
Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-5279
Fax: 0761/203-5253
E-Mail: carola.hunte@bioss.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/science.1191046
http://www.bioss.uni-freiburg.de

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news377542

Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Medizin
überregional

Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen Deutsch

Weiterführende Informationen auch unter: „Aktuelles / Neuheiten“ : Mitochondriopathien – der Ursache von Zivilisationskrankheiten auf der Spur

Bakterien fördern aktiv die Bildung von Körperabwehrzellen (Juni 10)

Bakterien fördern aktiv die Bildung von Körperabwehrzellen (Juni 10)

Gutartige Bakterien machen nicht nur gefährlichen Krankheitserregern Konkurrenz, sondern arbeiten sogar aktiv mit dem Immunsystem zusammen. US-Forscher haben nun herausgefunden, wie der Mechanismus zur Ankurbelung der Körperabwehr funktioniert. Bestimmte Moleküle auf der Oberfläche der bakteriellen Sporen docken an die B-Zellen des Immunsystems an. Infolgedessen teilen und vermehren sich diese Schlüsselzellen der Infektabwehr, berichten die Wissenschaftler um Katherine Knight vom Loyola University Medical Center in Chicago. Schon heute spielen Bakterienpräparate eine wichtige Rolle bei der Behandlung von immungeschwächten Patienten, auch in der Krebstherapie finden sie Anwendung.

Jeder Mensch besitzt zehnmal mehr Bakterien als Körperzellen. Die Mikroorganismen haben es sich auf der Haut, in den Atemwegen und im Darm gemütlich gemacht. Alleine der Verdauungstrakt wird von schätzungsweise 500 bis 1.000 verschiedenen Arten besiedelt, insgesamt bringt es die Darmflora auf ein Gesamtgewicht von bis zu zwei Kilogramm. Während einige Bakterien Krankheiten verursachen, sind die meisten Arten harmlos oder gar nützlich für den Wirt, indem sie beispielsweise die Verdauung unterstützen. Solche hilfreichen Mitbewohner werden als Kommensalen bezeichnet.

Die kommensalen Bakterien der Darmflora hemmen beispielsweise die Ausbreitung unerwünschter Keime, indem sie mit ihnen um die Besiedelung des Darms konkurrieren. Außerdem vertreiben sie einige Erregerarten, indem sie Abwehrstoffe ausschütten und ein saures Milieu schaffen. Eine der wichtigsten Funktionen kommensaler Bakterien besteht in der Stärkung des Immunsystems. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass in einer keimfreien Umgebung aufgewachsene Mäuse nur über ein schlecht entwickeltes Immunsystem verfügen. Bislang war jedoch unbekannt, auf welche Weise die Bakterien das Immunsystem unterstützen.

Katherine Knight und ihre Kollegen untersuchten nun die Wirkung von Sporen des stäbchenförmigen Bodenbakteriums Bacillus subtilis. Sporen dienen der Überdauerung der Bakterien in schlechten Zeiten. Sie enthalten die DNA des Keimes und werden unter Stresseinwirkung gebildet, beispielsweise wenn sich die Umweltbedingungen extrem verschlechtern. Die Wissenschaftler beobachteten zunächst, dass sich die B-Zellen, einer der wichtigsten Zelltypen der Immunabwehr, in Gegenwart der Sporen zu teilen und vermehren begannen. Als sie diese genauer unter die Lupe nahmen, sahen sie, wie bestimmte Moleküle auf den Sporen an passende Strukturen auf der Oberfläche der B-Zellen andockten. Auf diese Weise wurde den Zellen das Signal zur Vermehrung übermittelt.

Seitdem die positive Wirkung bestimmter Bakterienarten auf das Immunsystem bekannt ist, profitieren Menschen mit einer schlecht funktionierenden oder geschwächten Immunabwehr von einer Behandlung mit Bakterienzellen und -sporen – etwa ältere Personen oder Patienten, deren Immunsystem im Rahmen einer Knochenmarktransplantation unterdrückt wurde. Auch bei Neugeborenen kann eine solche vorbeugende Maßnahme sinnvoll sein: Sie haben noch einen völlig sterilen Darm, ihr Immunsystem entwickelt sich erst durch den Kontakt mit der Umwelt und über die Muttermilch. Deshalb sind sie besonders anfällig für infektiöse Erreger.

Katherine Knight (Loyola University Medical Center, Chicago) et al.: Journal of Immunology, Bd. 184, Nr. 12, S. 6782, doi: 10.4049/jimmunol.1000155

 

Demyelinisierende Erkrankungen des ZNS nach Impfung mit Gardasil® (UAW-News International) Juli 09

Gardasil® ist ein quadrivalenter Impfstoff gegen humane Papillomaviren (HPV). Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat 2007 die generelle Impfung gegen humane Papillomaviren (Typen HPV 16, 18) für alle Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren empfohlen, um durch die Impfung die Möglichkeit einer späteren Erkrankung mit Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) zu reduzieren. Sutton et al. (Mult Scler 2009; 15: 116-9) berichten über fünf Fälle entzündlicher Erkrankungen des ZNS, die innerhalb von 28 Tagen nach Impfung mit Gardasil® aufgetreten sind und aufgrund der atypischen beziehungsweise multifokalen Manifestationen auffällig waren.

Deutsches Ärzteblatt, Jg. 106, Heft 28-29, 13.07.2009

Gardasil® ist ein quadrivalenter Impfstoff gegen humane Papillomaviren (HPV). Er enthält virusähnliche Partikel (virus-like particles, VLP) der onkogenen HPV-Typen 16 und 18 sowie der Typen 6 und 11, die für die Mehrzahl der genitalen Warzen verantwortlich sind. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat 2007 die generelle Impfung gegen humane Papillomaviren (Typen HPV 16, 18) für alle Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren empfohlen, um durch die Impfung die Möglichkeit einer späteren Erkrankung mit Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) zu reduzieren. Die bisher vorliegenden Daten, die die Wirksamkeit belegen sollen, sind jedoch im Hinblick auf den Anteil in der weiblichen Bevölkerung, bei dem eine therapeutische Wirksamkeit im Sinne der Verhütung eines Gebärmutterhalskrebses zu erwarten ist, umstritten, und von einigen Wissenschaftlern wurde eine Neubewertung der HPV-Impfung gefordert (1). Im vergangenen Jahr hat die AkdÄ über den Fall einer Armplexusneuritis nach Impfung mit Gardasil® berichtet (2); aufgrund einer aktuellen Publikation soll auf demyelinisierende Erkrankungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung aufmerksam gemacht werden.
Sutton et al. (Mult Scler 2009; 15: 116–9) berichten über fünf Fälle entzündlicher Erkrankungen des ZNS, die innerhalb von 28 Tagen nach Impfung mit Gardasil® aufgetreten sind und aufgrund der atypischen beziehungsweise multifokalen Manifestationen auffällig waren (3). Die Patientinnen waren zwischen 16 und 26 Jahre alt, und die Symptome traten ein bis 21 Tage nach der zweiten oder dritten Impfdosis auf. Drei Patientinnen hatten bereits zuvor erstmals klinische Symptome einer demyelinisierenden Erkrankung im Sinne eines sogenannten klinisch- isolierten Syndroms (KIS), sodass bei der jetzigen neuerlichen Symptomatik eine multiple Sklerose (MS) diagnostiziert wurde. Die beiden anderen Patientinnen zeigten nach Impfung erstmalig neurologische Symptome, eine hat inzwischen eine MS entwickelt. Drei der Patientinnen wiesen bei der Vorstellung eine Monosymptomatik (Pseudoathetose des rechten Arms, Kopfschmerzen mit nachfolgender inkompletter transverser Myelitis, akute Hemiparese) auf, zwei hatten multifokale Symptome (inkomplette thorakale Myelitis mit nachfolgender Optikusneurits links, inkomplette thorakale transverse Myelitis gefolgt von einem Hirnstammsyndrom). Bei allen bildete sich die Symptomatik zurück, einmal spontan und viermal nach intravenöser Gabe von Methylprednisolon.
Impfungen wurden mit einer Reihe entzündlicher Erkrankungen des Nervensystems in Zusammenhang gebracht, hierzu zählen die akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM), Armplexusneuritis und das Guillain-Barré-Syndrom. Das Risiko schwerwiegender neurologischer Erkrankungen wird mit 0,1 bis 0,2 Fällen pro eine Mio. Impfungen insgesamt jedoch als extrem gering eingeschätzt. Der Zusammenhang zwischen Impfungen und dem Auftreten einer MS wurde bislang vor allem für Tetanus und Hepatitis B untersucht, ein kausaler Zusammenhang wurde dabei nicht bestätigt. Generell können Impfungen genau wie Infektionen die fehlgeleitete Immunreaktion im Rahmen einer MS triggern, sodass eine Auslösung von Schüben möglich ist. Den chronisch entzündlichen Charakter der MS kann dies jedoch allein nicht erklären. Die MS wird als Autoimmunerkrankung angesehen, bei der das Zusammenspiel genetischer und umweltbedingter Suszeptibilitätsfaktoren zusammen mit Fehlregulationen der Immuntoleranz zur Initiierung und Chronifizierung der Erkrankung beitragen. Immunpathologisch würden Impfungen von daher eher als „Triggerfaktoren“ betrachtet werden, jedoch nicht im eigentlichen Sinne kausal als krankheitsauslösend beziehungsweise -perpetuierend.

In der deutschen Datenbank zu Verdachtsfällen von Impfkomplikationen und Impfnebenwirkungen des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sind zehn Fälle von MS im zeitlichen Zusammenhang mit einer HPV-Impfung erfasst, davon neun nach Gardasil® und einer nach Cervarix® (Stand Mai 2009). In fünf Fällen wurde der Kausalzusammenhang als „unwahrscheinlich“ eingestuft, viermal als „nicht beurteilbar“ und in einem Fall werden noch zusätzliche Informationen erwartet. Ein statistisches Verfahren zur Beurteilung, ob die Kombination aus einem Impfstoff und einer unerwünschten Wirkung überzufällig häufig in einer Datenbank erfasst ist (Proportional Reporting Ratio, PRR), zeigt für HPV-Impfung und MS derzeit keinen signifikant erhöhten Wert.
Die Autoren des oben zusammengefassten Artikels weisen darauf hin, dass es Anzeichen für ein erhöhtes Risiko für das Auslösen von Rezidiven einer MS durch Virusinfektionen gebe. Im Hinblick auf Impfstoffe könne das Risiko in Abhängigkeit vom Immunogen variieren. Die virusähnlichen Partikel in HPV-Impfstoffen binden an dendritische Zellen und induzieren einen Reifungsprozess mit Produktion von IL-12, TNFa und IL-6, die mit entzündlichen Reaktionen des ZNS wie Demyelinisierungen und axonalen Schäden in Zusammenhang stehen können. Sie empfehlen eine Fall-Kontroll-Studie bei Patienten mit bestehender MS, um die Folgen einer HPV-Impfung auf den Verlauf der Erkrankung besser zu untersuchen.
Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den Berichtsbogen verwenden, der regelmäßig im Deutschen Ärzteblatt abgedruckt wird oder aus der AkdÄ-Internetpräsenz abrufbar ist. Über www.akdae.de besteht auch die Möglichkeit, einen UAW-Verdachtsfall online zu melden.

Literatur
1. Gerhardus A, Dören M, Gerlach FM et al.: Gebärmutterhalskrebs: Wie wirksam ist die HPV-Impfung? Dtsch Arztebl 2009; 106: A 330–4.
2. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Armplexusneuritis im Zusammenhang mit Gardasil®. AkdÄ Drug Safety Mail 2008-039 vom 03. November 2008.
3. Sutton I, Lahoria R, Tan I et al.: CNS demyelination and quadrivalent HPV vaccination. Mult Scler 2009; 15: 116–9.
4. Nakayama T, Onoda K: Vaccine adverse events reported in post-marketing study of the Kitasato Institute from 1994 to 2004. Vaccine 2007; 25: 570–6.
5. Paul-Ehrlich-Institut: Multiple Sklerose und Impfungen: http://www.pei.de. Sicherheitsinformation vom 09. Januar 2008.
6. Sibley WA, Bamford CR, Clark K: Clinical viral infections and multiple sclerosis. Lancet 1985; 1: 1313–5.
7. Lenz P, Day PM, Pang YY et al.: Papillomavirus-like particles induce acute activation of dendritic cells. J Immunol 2001; 166: 5346–55.

Arzneimittelkommission
der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-P

Die Ungereimtheiten der HPV-Impfung (Nov 07)

Veröffentlichung 9.11.2007

Pressemitteilung

mit Unterschriftenliste

Mit Kanonen auf Spatzen schießen?

Der Bundesverband der Frauengesundheitszentren und zahlreiche (Frauen-)
Gesundheitsorganisationen sind alarmiert. Vor einem Jahr wurde der Impfstoff
Gardasil® zugelassen – beworben als „Impfung gegen Krebs“. Diese pauschalisierte
Aussage ist irreführend und entspricht so nicht der Wahrheit, denn es gibt keine
Impfung gegen Krebs. Richtig ist: Die Impfung wirkt präventiv gegen die Humanen
Papilloma Viren (HPV) 6, 11, 16 und 18. Von diesen sind die Virustypen 16 und 18
nach heutigem Wissen für ca. 70 Prozent aller Gebärmutterhalskrebserkrankungen
mitverantwortlich. Es gibt mindestens elf weitere HPV-Typen, die ebenfalls an der
Entstehung dieses Krebses beteiligt sein können. Die Impfung bietet demzufolge
keinen Schutz vor Gebärmutterhalskrebs insgesamt. Zu befürchten ist, dass
aufgrund dessen die Krebsfrüherkennungsuntersuchung, die weiterhin wichtig ist,
weniger in Anspruch genommen wird. Auch besteht die Gefahr, dass die Benutzung
von Kondomen zurückgeht, die einen großen Schutz vor sexuell übertragbaren
Infektionen bieten.

Doch damit nicht genug. Auch die Deutung der Zahlen und die Verbindung zwischen
HPV-Infektionen und Gebärmutterhalskrebs, mit denen die Impfung verkauft wird,
werden nicht differenziert genug und damit nicht korrekt dargestellt. Es wird von der
„zweithäufigsten Krebserkrankung junger Frauen (15 – 44 Jahre) gesprochen – was
stimmt – doch verschwiegen, dass in dieser Altergruppe Krebserkrankungen
insgesamt höchst selten sind und von Gebärmutterhalskrebs eher ältere Frauen
betroffen sind.

Die ImpfbefürworterInnen möchten alle Mädchen ab dem 13. Lebensjahr impfen.
Man könnte meinen, dass es sich bei Gebärmutterhalskrebs um eine sehr häufige
Erkrankung handelt. Dem ist aber nicht so. Nur 3,16% aller Krebsneuerkrankungen
und 1,8 % aller Krebstodesfälle von Frauen in Deutschland gehen auf ihn zurück.
Und diese wären auch ohne Impfung größtenteils vermeidbar gewesen. Zwar ist die
Infektion mit HP-Viren häufig. Circa 80 % der Menschen haben sie im Laufe ihres
Lebens – meist ohne sie zu bemerken, denn das Immunsystem macht sie
unschädlich. 10% dieser Infektionen bleiben bestehen und können
Zellveränderungen hervorrufen. Nur ca.1 bis 3% davon entwickeln sich über einen
Zeitraum von 12 bis 15 Jahren zu einem Gebärmutterhalskrebs. Die
Zellveränderungen (Dysplasien) sind bei der so genannten Krebsvorsorge mit dem Pap-Test meist gut zu erkennen und zu behandeln. Oft heilen sie von selbst aus.

Einen möglichen Schutz vor Gebärmutterhalskrebs bietet die Impfung also nur einem
kleinen Anteil betroffener junger Frauen. Belege, dass durch die Impfung die Rate an
Gebärmutterhalskrebs wirklich gesenkt wird, gibt es bisher nicht. Wie auch – die zu
Grunde liegenden Studien laufen erst seit fünf Jahren. Und so schnell entwickelt sich
kein Krebs am Gebärmutterhals. Ob die Impfwirkung fünf Jahre oder länger anhält,
weiß heute niemand. Unklar ist auch, ob andere HPV-Typen die Stelle der HPV 16
und 18 besetzen werden.

Würden sich alle Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 17 Jahren, wie von
der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen, nun impfen lassen, würde das
im ersten Jahr über eine Milliarde Euro an Kosten für das deutsche
Gesundheitssystem bedeuten. In jedem weiteren Jahr kämen ca. 200 Millionen dazu,
wenn die jeweils zwölfjährigen Mädchen dann zur Impfung gingen. Zudem werden
bereits jetzt Frauen, die älter als 17 Jahre sind, geimpft, ohne vorherigen Test darauf,
ob sie bereits Kontakt mit HP-Viren hatten. Dies verursacht weitere Kosten. Der
Nachweis eines Nutzens steht aus. Viele Milliarden Euro werden so investiert und
fehlen an anderer Stelle. Es stellt sich die Frage, warum die Krankenkassen dies
mitmachen.

Mehr Zeit und größere Sorgfalt für die Bewertung der neuen Impfung sowie
Verhandlungen zur Preisreduktion (Deutschland: 465 €, USA ca. 280 €) wären
dringend von Nöten gewesen. Die aggressive Propagierung einer Impfung, deren
Nutzen überschätzt wird und deren Kosten immens sind, ist fragwürdig. Panikmache
und Indoktrination, wie zurzeit betrieben, sind sicherlich keine guten Ratgeber. Wir
fordern umfassende und unabhängige Informationen zur HPV-Impfung, eineÜberprüfung der Zulassung und eine Verringerung der Kosten – im Interesse der
Mädchen und Frauen.

Für Rückfragen wählen Sie bitte folgende Telefonnummern:

Karin Schönig, Tel. 089/129 11 95, Vorstandsfrau im Bundesverband der
Frauengesundheitszentren e. V., FrauenGesundheitsZentrum München e.V.

Cornelia Burgert, Tel. 030/213 95 97, Feministisches Frauen Gesundheits Zentrum e.V. Berlin

Im Folgenden finden Sie eine Unterschriftenliste von 37 Verbänden und
Gleichstellungsbeauftragten sowie 23 Einzelpersonen, die diese
Pressemitteilung unterstützen und unterzeichnet haben.

Verbände:
Ärzte für Individuelle Impfentscheidung e.V., Dr. S. Schmidt-Troschke, Vorstand
Herdecke
Arbeitskreis Frauengesundheit e.V., Karin Bergdoll, 2. Vorsitzende, Berlin-
Wilmersdorf
Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Eltern-Sein e.V., Astrid Draxler,
Geschäftsleitung, München
Bundesverband Patienten für Homöopathie e.V. (BPH), Sieglinde Schulz,
Allgemeinärztin, Ärztliche Beraterin, Hardegsen
Bundesweites Shiatsupraktikerinnentreffen, Greta Schuler, Stuttgart
Caritasverband Rheine e.V., Jugendberatungsstelle /Jugendwerkstatt, Fachbereich
Kinder-, Jugend und Familienberatung, Rheine
Deutscher Frauenring e.V., Berlin
Frauenberatungsstelle Düsseldorf e.V., Düsseldorf
Frauen- und Kinderschutzhäuser, Diakonisches Werk, Stuttgart
Frauenzentrum Troisdorf e.V., Troisdorf
Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland e. V., Dr. med. Matthias
Girke, Georg Soldner, Dr. med. Hendrik Vögler, geschäftsführende Vorstände,
Filderstadt Gesellschaft für Geburtsvorbereitung, Familienbildung und Frauengesundheit,
Landesverband Bayern e.V., Barbara Strehler-Heubeck, Mitglied des Vorstandes, München
Gesundheit Aktiv München, Anthroposophische Heilkunst e.v., Helke Mack,
Vorstand München
Gesundheit Aktiv Bad Liebenzell, Anthroposophische Heilkunst e.v., Heidrun
Loewer, Geschäftsführung
Gesundheitsladen München e.V., Informations- und Kommunikationszentrum,
München
GfG/ Gesellschaft für Geburtsvorbereitung – Familienbildung und
Frauengesundheit, Bundesverband e.V., Berlin
Heilpraktikerschule Bierbach, Elvira Bierbach, Bielefeld
iris-Fachfrauennetzwerk, Bildung und Gesundheit für Frauen, Susanne Kirchner,
Geschäftsführerin, Köln
Lachesis e.V., Berufsverband für Heilpraktikerinnen, Verein von Frauen zur
Förderung der Naturheilkunde, Renate Lodtka, Geschäftsführung, Werder/Havel
Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit in NRW e.V., 42107 Wuppertal
Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in NRW e.V., Düsseldorf
LOBBY FÜR MÄDCHEN, Mädchenhaus Köln e.V., Beratungsstelle Köln
PatientInnenstelle München
Redaktion Gen-ethischer Informationsdienst (GID) Berlin
Unabhängige Patientenberatung Oberbayern, MünchenVerein demokratischer Ärztinnen und Ärzte e.V., Prof. Wulf Dietrich, Vorsitzender,
Maintal
Wir Frauen – Verein zur Förderung von Frauenpublizistik e.V., Düsseldorf

Gleichstellungsbeauftragte:
Ulrike Hauffe, Landesbeauftragte für Frauen des Landes Bremen, ZGF Bremen
Monika Ioannidis, Gleichstellungsbeauftragte Nettetal
Gilla Knorr, Frauenbüro der Stadt Düren
Birgit Kuballa, Gleichstellungsbeauftragte Stadt Herzogenrath
Frauke Lünstroth, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Selm
Regina Pramann, Gleichstellungsstelle Kreis Lippe, Detmold
Josefa Redzepi, Gleichstellungsbeauftragte Stadt Unna
Bärbel Schäfer, Gleichstellungsbeauftragte Seevetal
Tanja Schnur, Gleichstellungsbeauftragte Telgte
Sabine Schröder, Gleichstellungsbeauftragte Wagenfeld

Einzelpersonen:
Marlene Barth, Referentin für Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung
Gaby Beckmann, Frauenreferentin, Bündnis 90/Die Grünen, Landtag NRW
Privatdozent Dr. med. habil. Werner Behrendt, Frauenarzt, Onkologe, Ehem.
Vorstandsmitglied der NATUM in der DGGG, Hanau
Susanne Bischoff, Dipl. Sportlehrerin, Sport- und Bewegungstherapeutin, Bad
Gandersheim
Eva-Maria Chrzonsz, freiberufliche Hebamme, Fulda
Marianne Fischer, Erzieherin in der Arbeit mit jungen Frauen, Künzell
Prof. Dr. Ingrid Gerhard, Ehrenvorsitzende der Natum e.V., einer
Arbeitsgemeinschaft in der Dt. Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.,
Heidelberg
Carmen Härtle, Heilpraktikerin, Nürnberg
Margaretha Hölldobler-Heumüller, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Bündnis
90/Die Grünen, Landtagsfraktion Hessen, Sprecherin für Wirtschaft und Frauen,
Vorsitzende des Kulturpolitischen Ausschusses
Dr. med. Christine Klemm, Patientenberaterin Hamburg
Prof. Dr. Petra Kolip, Universität Bremen, Fachbereich 11, Bremen
Olivia Maschke, Heilpraktikerin
Nicole Müller-Wenzlaff, Dipl.-Sozialarbeiterin, Rheine
Steffi Pfeil, Heilpraktikerin, Niebüll
Elke Röhl, Heilpraktikerin, Holzen
Dr. med. Thomas M. Ruprecht, Hamburg
Dr. Anne-Nele Schmidt, Heilpraktikerin, Berlin
Kathrin Schmidt, Sozialarbeiterin, Perleberg
Elena Schmidt-Weinert, Dipl Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin, Hildesheim
Christiane Setzer, Heilpraktikerin, Essen
Hans U. P. Tolzin, Herausgeber der Zeitschrift „impf-report“, Vorsitzender des
Vereins „Arbeitsgemeinschaft Bürgerrecht und Gesundheit e.V.“ (AGBUG),
Leinfelden-Echterdingen
Barbara Wais, Geschäftsführerin
Silke Wonneberger, Heilpraktikerin, Lübeck

Antibiotika und steroidale Nasensprays keinen Nutzen bei Sinusitis (Dez 07)

Die Saison der infizierten Nasennebenhöhlen ist wieder voll im Gange. Am häufigsten wandern zur Therapie Antibiotika und Nasensprays mit lokalen Steroiden über den Apothekentisch. Eine Studie aus Großbritannien ernüchtert jetzt pünktlich zum Winteranfang: Beides bringt nichts.

Die akute Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) gehört zu den häufigsten saisonalen Erkältungskrankheiten. Und sie ist mit Sicherheit einer der wichtigsten Gründe für die Verordnung von Breitspektrumantibiotika. Zahlen für Deutschland existieren wie üblich nicht. Aber in den USA und Großbritannien erhalten etwa neunzig Prozent aller Patienten mit akuter Sinusitis ein Antibiotikum. In den Niederlanden sind es achtzig Prozent und in Norwegen 67 Prozent. Ebenfalls schwer in Mode sind lokale Steroide wie Budesonid, die – so die Vorstellung – die Entzündungsreaktion der Schleimhaut kontrollieren und eine Chronifizierung verhindern helfen.
Nach zehn Tagen hat noch jeder dritte Beschwerden!
Ärzte um Ian Williamson von der Universität Southamptom haben jetzt in einer bei Hausärzten angesiedelten Studie untersucht, was Amoxicillin und Budesonid in der klinischen Realität der ambulanten Versorgung wirklich bringen. Amoxicillin ist auch in Deutschland die meistverordnete antibiotische Substanz bei dieser Indikation. Budesonid gewinnt zunehmend Anhänger. Insgesamt 240 Patienten nahmen an der randomisierten, placebokontrollierten Untersuchung teil und wurden einer von vier Gruppen zugeordnet. Sie erhielten entweder dreimal 500 Milligramm Amoxicillin für sieben Tage plus 200 Mikrogramm Budesonid pro Nasenloch und Tag für zehn Tage oder aber Placebo oder aber jeweils eine der Verum-Therapien plus Placebo. „Unseres Wissens ist das die größte nicht von der pharmazeutischen Industrie unterstützte Doppelblindstudie zu Amoxicillin bei der akuten Sinusitis im Hausarztkontext, und die bisher einzige Studie zu Budesonid in diesem Setting mit angemessener statistischer Power“, betont Williamson.
Das Ergebnis ernüchterte mächtig: Weder das auch in deutschen Leitlinien empfohlene Amoxicillin noch Budesonid hatten irgendeinen Effekt. Nach zehn Tagen hatte bei Behandlung mit dem Antibiotikum noch knapp ein Drittel der Patienten Beschwerden. Ohne Antibiotikum waren es fast genauso viele. Budesonid alleine oder in Kombination brachte ebenfalls keinen Nutzen: Jeder dritte Patient berichtete nach zehn Tagen immer noch über Symptome, ob mit oder ohne Steroid.
Nase voll: Was tun?
Das Ergebnis von Williamsons Studie steht formal im Widerspruch zu einem Cochrane-Review aus dem Jahr 2003. Hier wurde nach Auswertung von 49 Studien ein gering positiver Effekt der Antibiotikatherapie festgestellt, der allerdings nur für Penicillin, nicht aber für Amoxicillin, das Signifikanzniveau erreichte. Williamson weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass ein großer Teil der in der Cochrane-Metaanalyse berücksichtigten Studien in HNO-Praxen angesiedelt war. „Wir haben wesentlich strengere Kriterien an die Definition einer akuten Sinusitis angelegt, was bedeutet, dass der Gesamteffekt bei einer weniger selektierten Population im Hausarztkontext wahrscheinlich noch geringer ist als in unserer Studie“, so der Experte.

Insgesamt ist sein Fazit ziemlich ernüchternd: Bei Patienten mit den typischen Zeichen einer bakteriellen Sinusitis können weder Antibiotika noch Steroide allein oder in Kombination die Dauer oder den Verlauf der Erkrankung ändern oder auch nur die Symptome lindern. Lediglich für Patienten mit sehr gering ausgeprägten Symptomen zeigten sich Vorteile einer Therapie mit Budesonid gegenüber Placebo. Das allerdings sind jene Patienten, bei denen sich ohnehin die Frage nach einer Sinnhaftigkeit der Therapie stellt. Der Arzt hat jetzt ein Problem. Der Apotheker dagegen kann nach Williamsons Studie mit noch mehr Überzeugungskraft klassisch-symptomatische OTC-Therapien empfehlen, vom Schleimlöser über die Inhalation, die Rotlichtbehandlung und das Meerwasserspray bis zum Phytotherapeutikum. Der Winter kann kommen!

 

Essen ohne Entzündungsrisiko: Einfach mehr Obst und Gemüse (Juli 07)

Unsere Ernährung hat einen direkten Einfluss auf das Entzündungsgeschehen im Körper wie aktuelle epidemiologische Studien zeigen. Dabei schnitt die hier zu Lande übliche fett- und eiweißreiche Kost mit einem hohen Anteil tierischer Produkte deutlich schlechter ab als eine pflanzlich betonte Ernährungsweise mit viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Wichtig ist diese Erkenntnis, weil chronische Entzündungen der Nährboden für die Entstehung vieler Krankheiten sind, wie z.B. Diabetes mellitus Typ II und Arteriosklerose mit ihren Folgen, dem Herzinfarkt und Schlaganfall.

Nach einem deftigen Frühstück mit Eiern und Speck sind typische Entzündungsmarker des Blutes wie das C-reaktive Protein (CRP) oder der Tumornekrosefaktor alpha noch Stunden erhöht. Ein hoher Obst und Gemüseverzehr wirkt dagegen offenbar entzündungshemmend; eine tägliche Zusatzration von 280 g Kirschen pro Tag ließ das CRP in einer Interventionsstudie um 30% sinken. Eine ausschlaggebende Rolle scheinen dabei die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe zu spielen: Carotinoide, Flavonoide, Phenolsäuren und Sulfide haben sowohl immunstimulierende als auch eine antientzündliche Wirkungen.